Das Harnsystem ist ein wichtiger Organkomplex des menschlichen Körpers, der aus den Nieren, den Harnleitern und der Harnblase besteht und für die Ausscheidung nicht benötigter Substanzen und Abfallstoffe zuständig ist.
Die Nieren stellen ein Filtrationssystem dar, das Abfallstoffe aus dem Blut filtert, sammelt und mit Wasser vermischt. Aus diesem Vorgang entsteht Urin, der dann über die Harnleiter in unsere Blase fließt.
So werden pro Tag mehrere hundert Milliliter Urin gebildet, die über die Blase ausgeschieden werden. Wie oft man auf die Toilette muss, hängt jedoch stark von der Trinkmenge ab.
Die Blase ist ein dehnbares Hohlorgan, das im Zusammenspiel mit der Harnröhre und dem Blasenschließmuskel Harnflüssigkeit sammelt. Ist die Blase mit Urin gefüllt, sendet der Körper Signale an das Gehirn, und die Blase leitet den Vorgang des Wasserlassens ein. Dieser Prozess kann bei Menschen mit gesunder Blasenfunktion gesteuert und gut kontrolliert werden. Sitzt man auf der Toilette, gibt das Gehirn den Befehl zum Urinieren und die Blase entleert sich vollständig.
Bei gefüllter Blase verspürt man einen Drang, auf die Toilette zu gehen. Hierbei zieht sich die Blasenwand zusammen, und der Schließmuskel öffnet sich zur Entleerung der Blase.
Beim Wasserlassen zieht sich die Blasenwand mit Hilfe des Blasenmuskels zusammen. Dabei entspannt sich der Schließmuskel der Blase, und die in der Blase gesammelte Flüssigkeit wird über die Harnröhre ausgeschieden. Die Beckenbodenmuskulatur nimmt bei diesem Prozess eine – im wahrsten Sinne – tragende Rolle ein. Mehr dazu finden Sie im Kapitel Beckenboden.
Viele Betroffene verspüren häufig schon ab einer Füllmenge von 100 ml einen starken, überfallartigen Harndrang. Deshalb kann es bei einer ÜAB auch zu ungewolltem Harnverlust kommen (Harninkontinenz). Mehr dazu erfahren Sie hier.
In nachfolgendem Video wird Ihnen noch einmal erklärt, wie die gesunde Blase arbeitet und wie es zu einer überaktiven Blase kommen kann.
Der Beckenboden ist ein komplexes Geflecht aus Muskulatur und Bindegewebe, das fest mit dem Beckenknochen verbunden ist. Er liegt wie eine Schale im unteren Teil des Beckens und zieht sich vom Schambein aus nach hinten bis zum Gesäß. Seitlich wird er von den beiden Sitzhöckern eingegrenzt. Er sorgt dafür, dass die Organe (Blase, Darm und ggf. Gebärmutter) im Unterbauch verbleiben und verleiht ihnen festen Halt.
Neben der Stützfunktion hat der Beckenboden jedoch noch eine weitere wichtige Aufgabe: nämlich die Kontrolle der Körperöffnungen. Die Beckenbodenmuskulatur umschließt den Schließmuskel und die Harnröhre dicht und sorgt dafür, dass es auch bei hoher Belastung oder starkem Harndrang nicht zu einem ungewollten Harnverlust (Harninkontinenz) kommt.
Der Beckenboden gibt den Bauchorganen nach unten festen Halt.
Eine schwache Beckenbodenmuskulatur kann vielfältige Gründe haben:
In Fachkreisen versteht man unter Harninkontinenz den Verlust der Fähigkeit, Urin in der Harnblase zu halten und kontrolliert abzugeben. Einer Inkontinenz liegen vielfältige Ursachen zugrunde, die individuell mit einem Arzt besprochen werden sollten. Meist funktioniert das fein abgestimmte System aus Blasen-, Schließ- und Beckenbodenmuskulatur nicht mehr richtig. Mögliche Auslöser dafür können Fehler in der Signalübertragung im Körper oder auch andere organische Störungen sein. Auch eine überaktive Blasenmuskulatur kann zu ungewolltem Harnverlust führen. In diesem Fall handelt es sich um eine Inkontinenz aufgrund einer ÜAB.
Ihr Arzt unterscheidet verschiedene Inkontinenzformen. Zu den häufigsten mit einer ÜAB einhergehenden Formen gehören:
Eine ÜAB kann sowohl mit als auch ohne Harninkontinenz auftreten. Ihr Arzt spricht daher entweder von einer trockenen ÜAB (ohne Inkontinenz) oder von einer nassen ÜAB (mit Inkontinenz).
Es gibt auch andere Formen der Inkontinenz. Diese treten jedoch normalerweise nicht in Zusammenhang mit einer ÜAB auf.
Harninkontinenz ist eine weit verbreitete Erkrankung. Nach Schätzungen sind etwa 6–8 Millionen Menschen in Deutschland davon betroffen.
Sowohl Frauen als auch Männer können unter einer ÜAB und Harninkontinenz leiden. Die Häufigkeit einer ÜAB und der damit verbundenen Inkontinenz steigt zwar mit zunehmendem Alter, aber es sind nicht nur „alte“ Menschen davon betroffen. Sicherlich sprechen Menschen ungern darüber, wenn sie die Kontrolle über ihre Blase verloren haben. Aus Schamgefühl isolieren sie sich und möchten gewohnten Tätigkeiten wie Theaterbesuchen, sportlichen Aktivitäten oder auch Reisen nicht mehr nachgehen.
Dabei wissen viele einfach nicht, dass eine Inkontinenz in vielen Fällen sehr gut behandelbar ist. Auch eine überaktive Blase kann mit vielfältigen Behandlungsmethoden erfolgreich therapiert werden, die Ihnen Ihre „alte“ Lebensqualität zurückbringen. So können Sie trotz ÜAB weiterhin reisen, mit Freunden Unternehmungen planen oder in Ihrer Freizeit Sport treiben.